Moin moin,
die momentane Lage lässt vermuten, dass auch ein Krankenhaus in Thailand doch äußerst gut besucht sein würde. Also haben wir uns gedacht, wir statten dem helfenden Ort einen kleinen Besuch ab. Dies gehört doch irgendwie zu einem Leben im Ausland dazu.
Nun sind meine eigenen Erfahrungen bezüglich Krankenhäuser zum Glück sehr wenige, und auch in Bangkok selbst habe ich erst ein anderes von innen gesehen. Und damals hatte ich schon einen ersten Eindruck bekommen, der mir nun bestätigt wurde: Die Häuser sollten sich mit dem (hier) grünen Kreuz eher Krankenhotel nennen.
Generell gibt es in Thailand zwei Arten von Krankenhäusern.
Die öffentlichen von der Regierung unterstützten und dann die 5 Sterne Paläste.
Bangkok ist mit seinen Millionen Einwohnern eine Metropole besonderer Größe, und doch überrascht mich die Dichte an Krankenhäusern. Nun muss man wissen, dass Krankenhäuser sehr häufig einzelne niedergelassene Arztpraxen ersetzen, und man Orthopäden und HNO und Innere und alle anderen gebündelt an einem Ort findet. So gesehen scheint die Dichte an Arzthäusern doch wieder einem erwarteten Verhältnis zu entsprechen, wenn da nicht die Schönheitspraxen wären. Addiert man jeden Zähnerücker, Porenstopfer, Brustmaximierer, Haarverpflanzer, Nasenbieger, Pickelausdrücker, Lippenspritzer, Wangenschrubber, Haarentferner, Fettsauger, Wadenstraffer, Hautverjünger, um nur einige zu nennen, dazu, lässt sich leicht erkennen, welches äußerliche Merkmal einen sehr wichtigen und hohen Stellenwert in der Gesellschaft hat.
Diese Einrichtungen gehören hier zu den weit verbreitesten Einzelhandelsgeschäften.
Einzelhandelsgeschäft? Nun ja, es werden jegliche Arten von Substanzen bzw. Dingen verkauft, welche danach am oder im Körper platziert werden. Fast so ähnlich wie Nahrung und Kleidung, verblüffende Ähnlichkeit.
Dieses Gebiet bleibt mir jedoch vorerst verschlossen, und so ging es für uns in eines der naheliegenden Krankenhäuser mit der Erwartung, den Abend wartend und noch länger wartend zu verbringen. Und da dies alleine langweilig ist, nehme ich euch mit:
Am Anfang des Eingangs erwartet uns der obligatorische Pistolen-Fieber-Check, danach ein Gang zum ersten (ja ersten) Empfang mit über 2 Meter hohen Decken und Lampenhalterungen, die das Wort pragmatisch nicht widerspiegelten. An den Seiten verzierten dunkle Holzleisten in einem leicht gelblichen Licht die Wände, und man hatte das Gefühl, hier sagt einem direkt die Ausstattung, wir sorgen uns gut um dich.
Im ersten Empfangsraum wurde man dann vom Personal auf eine andere Etage verwiesen, um sich dort registrieren zu dürfen. Wie wechselt man in einem Krankenhaus die Etagen? Na klar, mit einer Rolltreppe in der Mitte des mehrstöckigen Gebäudes. Da stellt sich schon die Frage, was war zuerst da, das Krankenhaus oder das Einkaufszentrum, bis jetzt war kein Unterschied zu erkennen.
Die Rolltreppe herunter fahrend, erblickte man dann eine Art Bahnhofshalle. Sitzschalen aneinander gereiht, und alle auf den großen Bildschirm nach vorne gerichtet. Drum herum Schalter der unterschiedlichsten Serviceanbieter.
Erster Halt: Die Registrierung.
Wir machten uns dann auf zur Information, die uns nach Schilderung unseres Anliegens auf die Reise schickte und zur nächsten Station weiter verwies…nach draußen.
Zweiter Halt: Covid-19 Teststation.
Nach dem Heraustreten geht es zu einer mobilen Untersuchungsstation, die den Status "improvisiert" schon vor einiger Zeit abgelegt hat. Jeder Schritt, jeder Schrank, jeder Vorhang und jedes Schild sieht bis ins kleinste Detail durchdacht aus, und all das muss draußen passieren, weil….
…keine Ahnung. Anscheinend eine weitere Eigenschaft des Virus, dass es sich durch den Wirt zu erkennen gibt, wenn dieser an frischer Luft befragt wird. Apropros Befragen, als nicht Thai ist man direkt pauschal verdächtigt (eigene Referenz: https://www.thailandteilt.net/podcast/episode/episode-2-das-virus-die-dritte), man weiß ja nicht, wo man sich als letztes herumgetrieben hat. Immerhin wurde ich als "Familie" bezeichnet. Sehr nett umschrieben und irgendwie auch schmeichelnd.
Nach kurzem Beantworten der Fragen ging die Fahrt dann weiter zur nächsten Station.
Dritter Halt: Die Notaufnahme.
Wieder in die Halle gehend wird man zum nächsten Schalter verwiesen, einige Meter Laufweg. Bisher fehlende Snackautomaten machen sich langsam bemerkbar, ist diese Sportaktivität doch sehr ungeplant gewesen. (Die Automaten gab es natürlich auf der anderen Seite der Halle, aber die Gefahr sich zu verlieren und zu verlaufen wollte ich noch nicht eingehen).
Obwohl ich zur Familie gehöre, musste ich hier draußen bleiben. Es zahlte sich nun jedoch aus, dass anscheinend niemandem zur Zeit zum Reisen zumute ist. Dass sich weniger Viruspatienten einfinden als vermutet, mag vielleicht an dem geforderten Preis von 230 € (durch öffentliche Empörung heruntergesetzt von 300) pro Untersuchung liegen, dass jedoch der Virus auch dazu führt, dass alle anderen Wehwehchen nachlassen, hat schon fast einen positiven Nebeneffekt.
So sitzt man alleine in dem Wartebereich und fragt sich: Wenn in einem Krankenhaus nie etwas zu tun ist, dann sind hier zwar gut ausgebildete Menschen, die ihr Potenzial in diesem Moment nicht abrufen können, jedoch geht es allen Menschen gut. Ein Kompromiss der eigentlich wünschenswert und gerne akzeptiert wäre.
Die Untersuchung war dann sehr zügig vorbei, und das Ergebnis war auch ernüchternd zufriedenstellend. Alles halb so schlimm, und so war der für uns wichtigste Teil der Reise geschafft. Für uns, denn nun ist der Reiseveranstalter, dran und so ging es zurück in die große Wartehalle, um sich auf den sehr gut gepolsterten Sesseln fallen zu lassen. So eine kleine Ruhepause während einer anstrengenden Reise ist auch mal erholsam. Geschickterweise sind diese Sitzplätze auf den lukrativsten Schalter ausgerichtet, inklusive Anzeigetafel, damit auch keiner übersehen wird.
Vierter Halt: Die Kasse.
Nachdem man zuvor sein Ticket und Reiseunterlagen erhalten hatte, gilt es diese nun zu entwerten. Falls man auf der Anzeigetafel seine Nummer zufällig nicht lesen kann, wird man per Ansage auch noch einmal daran erinnert, bitte für die erhaltene Leistung zu bezahlen. Dass dieses Geschäftsmodell den Preis auch erst nach der Leistung veröffentlicht und damit durchkommt, ist unternehmerisch schon sehr lukrativ. Immerhin gibt es hier eine gewisse Transparenz, was denn eigentlich wie viel kostet.
Sich ein bisschen umschauend, entdeckt man auch noch andere mögliche Haltepunkte: Radiologie, Chirurgie, Innere, Orthopädie, gefühlt preislich aufsteigend aneinander gereiht.
Auch ein geschickter Schachzug des Anbieters ist es, die Andenken direkt in den Preis mit einzubinden, auch sehr fürsorglich, dass der Anbieter die Andenken individuell für einen auswählt. Die Entgegennahme erfolgt an der letzten Station.
Fünfter Halt: Medikamenten-Ausgabe.
Zwischen dem vierten und fünften Halt hat man noch eine kurze Verschnaufpause, denn die Andenken werden erst nach Bezahlen der Unternehmung zubereitet. Sie werden dann doch sehr ansehnlich zubereitet, alle in einer kleinst möglichen Tüte mit Beschreibung drauf geklebt und zusammen in eine Papiertüte gelegt. Verpackungstechnisch insgesamt recht schonend ,und die Papiertüte mit eigenem Logo und Schriftzug, als würde man die Marke dieses Hauses gerne nach außen tragen wollen.
Mit dem Erhalt des Andenkens ist die Reise dann auch beendet, und man muss sich in der Halle umschauen, um die Rolltreppe zum Ausgang wiederzufinden.
Auf dem Weg ist mir dann auch aufgefallen, dass die Einrichtung sich ihrer Größe wohl sehr gut bewusst ist und es daher gut ausgeschilderte Wegweiser gibt. Hier seht ihr abschließend ein Beispiel, und vielleicht fällt euch auf, welcher Ort für den Betreiber doch sehr wichtig zu sein scheint und nicht fehlen darf.
Wenn es dir wichtig ist, noch mehr über ein Leben in Thailand zu erfahren, dann schau bei meinen anderen Beiträgen vorbei:
Mit gesunden Grüßen,
Renke
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