top of page
  • Instagram - Weiß Kreis
  • YouTube - Weiß, Kreis,
  • Facebook - Weiß, Kreis,
  • Pinterest - Weiß, Kreis,

Koh Tao und die Suche nach (gutem) Essen

Autorenbild: Renke SchulzRenke Schulz

Die thailändische Küche muss eigentlich nicht weiter beschrieben werden. Sie reicht von sehr touristischem Essen wie Pad Thai, Som Tam und Green Curry bis hin zu Salaten aus Bananenblättern, Schweineinnereien und Unkraut mit Chilisauce. Diese ganze Bandbreite abzudecken und kennen zu lernen kann eine Aufgabe über mehrere Monate sein, wenn man bedenkt, dass auch gebratene Maden, Blumentee und etwas, das aussieht wie deutsche Schweinshaxe, zum verspeisen angeboten werden.


Zwei Freunde besuchten mich letztens, und ich habe mich dieser Vorhaben gestellt. Natürlich war ihre Aussage: Bitte alles so authentisch und lokal wie möglich. Nun gut, in den ersten Tagen in Bangkok versucht man, seine Gäste mit Standardgerichten an die kulinarische Vielfalt heranzuführen. Man schaut einfach, was der Street-Food-Shop zu bieten hat und kombiniert wild drauf los. Nudel mit Reis und Tierinnereien im vegetarischen Gericht. Doch alles eins nach dem anderen; der Geschmack steht immer noch an erster Stelle.



Von Bangkok ging es dann zu einer Insel und ich war guter Dinge, dass ich für die Aufgabe, mit den Freunden die thailändischen Speisekarten durchzuessen, gut in der Zeit lag. Man könnte oberflächlich sagen, eine Insel ist wie jede andere, doch das stimmt natürlich nicht. Es gibt die bergigen, die überfüllten, die leeren, die überlaufenen und die einsamen, die nachhaltig naturbelassenen oder die sehr zugebauten. Am Ende gleicht keine Insel der anderen. Dann gibt es die Inseln, die für meine ursprünglichen Aufgaben geeignet sind; und es gibt Koh Tao.


Koh Tao gehört eher zu den belebteren Naturinseln und ist besonders für ihre vielen Tauchspots bekannt. Als wir uns entschieden, diese Insel zu besuchen, hatten wir uns darauf eingestellt, das ein oder andere Abenteuer zu erleben – zum Beispiel mit dem Roller die Insel zu erkunden oder einen der vielen Tauchspots zu entdecken. Doch uns war nicht bewusst, dass unser Abenteuer ein anderes sein würde.



Ich hatte fälschlicherweise die Annahme getroffen, dass man gutes und authentisch thailändisches Essen wirklich überall finden kann. Nicht so auf Koh Tao. Die ersten Versuche, leckeres Essen zu finden, endeten mit einem eher enttäuschenden Gefühl und einem enttäuschten Magen. 


Nun bin ich schon seit sechs Jahren in Thailand und habe genug Zeit in den Vororten Bangkoks sowie im Hinterland verbracht, um vielleicht ein bisschen vorgeprägter zu sein, was die typisch traditionelle thailändische Küche angeht. Doch auch meine Freunde, die erst seit ein paar Tagen in Thailand waren, hatten das Gefühl, dass bei diesem Essen etwas fehlt. Es schmeckte einfach wie die Light-Version von thailändischem Essen – fast so, als wäre man in einem thailändischen Restaurant in Europa.





Nicht nur, dass uns die Google-Ratings in die Irre geführt haben, denn vor den Restaurants standen teilweise meterlange Schlangen von Kunden, die sich dort den Bauch vollschlagen wollten. Sie stellen sich nur dort an, wo schon viele von ihnen stehen und ihre Bewertungen scheinen auch meistens eine gut gemeinte Vermutung zu sein. Und so endete der erste Tag unseres Abenteuers mit der Erkenntnis, traue keinem Touristen.


Und so machten wir uns selbst auf die Suche. Die eigentlichen Inselattraktionen wurden schnell eher zu Richtungsweisern, um nachzuhalten in welchem Inselabschnitt wir schon gesucht hatten. Das eigentliche Ziel war in diesem Fall wirklich der Weg und das ganz aufmerksame Analysieren eines jeden Restaurants, an dem man vorbeifährt.



Auf dem Weg gen Süden zum wohl bekanntesten Aussichtspunkt der Insel sind wir dann auch fündig geworden. Ein kleines Isan-Straßen-Restaurant, das noch am ehesten unseren Geschmack traf – doch es war immer noch nicht wirklich gut. Der Aussichtspunkt ist es dann jedoch allemal wert:



Die nächste Etappe unseres Abenteuers führte uns gen Norden. Dieser Weg stellte sich am Ende auch wieder wortwörtlich als Sackgasse heraus. Es tat mir fast Leid für meine beiden Freunde, dass ich anscheinend ihrer Aufgabe, ihnen möglichst viel variantenreiches und vor allem leckeres thailändisches Essen zu zeigen, nicht gerecht werden konnte. Doch auf diesem Weg fanden wir ein sehr nettes Cafe und sie haben große Freude an herrlich kombinierten Fruchtshakes gefunden. Ein kleiner Teilerfolg, immerhin.


Nächster Tag und ein neuer Versuch.

So wurde unser Aufenthalt auf Koh Tao am Ende davon geleitet, dass wir ein Restaurant suchten, das nach unseren Kriterien sehr leckeres, authentisch schmeckendes thailändisches Essen servieren konnte. Wir fuhren einige Berge hinauf, auf der anderen Seite wieder hinunter, zu abgelegenen Stränden und über die gesamte Insel auf der Suche nach gutem Essen. 



Doch wir waren nicht allein auf diesem Abenteuer. Schon bei unseren ersten Expeditionen hatten wir ein seltsames Gefühl, das sich inzwischen absolut bestätigte. Wir wurden verfolgt!


Egal wohin wir fuhren, von Norden nach Süden, von Westen nach Osten, sie waren einfach überall. Wir tauften sie die “Roti-Mafia”. Unübersehbar mit ihren kleinen Straßenküchen-Wägelchen, nicht größer als zwei Quadratmeter, stehen sie an allen Kreuzungen und Plätzen. Von den eigentlichen Kochutensilien kann man dabei kaum etwas sehen, weil sie mit mindestens doppelt so großen weißen Angebotsschildern umrahmt sind. Darauf prangten in grellen Farben und viermal überschriebenen Preisen immer die gleichen Speisen: Pfannkuchen, Burger, Sandwiches, Pommes, Steaks. Sie waren eindeutig unser Antagonist auf der Suche nach authentischem thailändischem Essen. Es hatte eigentlich nur noch gefehlt, dass ein Europäer hinter den Werbeschildern hervorguckte. Man wollte es uns einfach nicht einfach machen.


Quelle: https://shippedaway.com/koh-tao-travel-guide/
Quelle: https://shippedaway.com/koh-tao-travel-guide/

Doch dann fanden wir endlich ein Restaurant, das den Bewertungen nach auch unserem Geschmack gerecht werden konnte. Interessanterweise lag dieses eine Restaurant, dann doch wieder direkt an der Hauptstraße, alleinstehend. Jedoch alles andere als verlassen, wie wir schnell feststellen mussten, denn es war vor allem bei den Tauchlehrern beliebt, die dort ein- und ausgingen. Es scheint für das Restaurant zu sprechen, wenn selbst die "einheimischen Touristen" dort ihr Stammrestaurant haben.



Damit war die Suche jedoch noch nicht zu Ende. Am Abend, zu später Stunde, probierten wir zwei Gerichte am lokalen Streetfood-Platz. Kurz gesagt: Wieder ein Rückschlag auf unserem Abenteuer.Doch sechs Stunden später  -wieder zurück auf dem Zimmer- kam allerdings einer meiner Freunde nicht mehr aus dem Badezimmer zurück. Damit war meine Aufgabe wohl endlich erfüllt: ganz authentisches thailändisches Essen, das einen an die Toilettenschüssel fesselt. Kleiner Scherz beiseite – es fügte sich vielmehr in das insgesamt trübe Bild des Essens auf Koh Tao ein, sehr zum Leidwesen meines Freundes, und ich konnte es nicht mal der “Roti-Mafia” anhängen.



Jeder weiß, dass Abenteuer keine leichten Unterfangen sind und Ausfälle dazu gehören. Da es nur einen von uns dreien erwischt hatte, setzten wir die Suche zu zweit fort. Dieses Mal fuhren wir auf die Ostseite der Insel. Nach einigen sehr schönen kurvigen Aufsund Abseröffnete sich uns der schönste Strandabschnitt der Insel. An diesem Strand und in den Wellen planschend hatten wir unser eigentliches Ziel kurz aus den Augen verloren. Doch verständlicherweise, denn dieser Ort gehört auf jede Insel-Erkundungstour.



Und vielleicht wollte es das Schicksal so, denn unsere Glückssträhne hielt an. Auf dem Weg zurück, immer noch etwas mehr im Inselinneren, entdeckten wir in einer Nebenstraße ein kleines, etwas nischiges Restaurant. Ein kurzer Plausch mit der Tochter der Köchin und wir wussten, dass sie erst in den Abendstunden öffnete. Und ich muss sagen: Am vorletzten Abend fanden wir endlich unseren persönlichen Schatz.


Kanya Kitchen war mit Abstand das beste Restaurant, das wir auf Koh Tao ausprobiert haben. Es war so gut, dass wir zu zweit mehr gegessen haben als zuvor zu dritt – sehr zum Leidwesen unseres erkrankten Freundes.



Egal welches Gericht wir bestellten, jedes einzelne hat abgeliefert. Der Geschmack blieb auch nach dem Verzehr im Mund und verflüchtigte sich nicht mit dem ersten Ausatmen – ein Zeichen für gutes, intensives Essen. Nachdem wir mit voll geschlagenem Bauch die kleine Seitenstraße wieder zurück fuhren und erneut die langen Schlangen vor den anderen Restaurants sahen, waren wir fast dazu geneigt, den dort wartenden, sehr jungen Touristen zu sagen: "Hey, don't do it. Dort oben gibt es Kanya, und Kanya – die kann es."



Leider konnten wir unserem gemeinsamen Freund am nächsten Tag nicht denselben Genuss ermöglichen, denn er hatte das komplette thailändische Essensprogramm abbekommen. Auch am zweiten Tag war er nicht bereit, weiteres Essen auszuprobieren – zu unserem Bedauern, aber nicht ganz ohne Verständnis.





So sehr die Insel auch durch ihre beeindruckende Natur herausstach, hatten wir unser ganz eigenes Abenteuer: das Abenteuer auf der Suche nach gutem thailändischen Essen. Dass uns dieses Abenteuer in Thailand – auf einer thailändischen Insel – so lange beschäftigen würde, konnte ich mir allerdings nicht vorstellen. 


Solltet ihr euch also jemals auf die thailändische Insel Koh Tao verirren, lasst euch nicht von den Google-Bewertungen verleiten und haltet euch von der ‘Roti-Mafia’ fern. Wählt stattdessen selektiv, um Enttäuschungen zu vermeiden. Andernfalls kann es in einem unerfüllten Abenteuer enden – oder ihr folgt einfach unserer Empfehlung: Schaut bei Kanya Kitchen vorbei.



Hier sind alle unsere Top-Orte auf Google Maps markiert: Orte auf Koh Tao


Beste Grüße,

Renke

Comentarii


bottom of page