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AutorenbildRenke Schulz

Einweihungsparty, Teil 1


Moin moin.

Manchmal geht doch alles viel viel schneller. Vor etwas mehr als zwei Jahren bin ich mit dem Nötigsten aufgebrochen und nun inoffizieller Besitzer eines Eigenheims in Thailand. Da der Entschluss zum Bau komplett ohne mich geschehen ist, darf ich mich nun umso überraschender Gastgeber einer Einweihungsparty in Thailand nennen.


Es ist keine acht Monate her, da wurde der Dschungel vom Grundstück entfernt, und nun ist das Eigenheim in Thailand fertig. Die zwei Etagen wurden in einem bemerkenswertem Tempo hochgezogen, wenn auch nicht schnell genug, falls man die Eigentümerin fragen sollte. Es sei aber auch erwähnt, dass ein Keller bei solchen Häusern sehr unüblich ist, was ein schnelles Bauen sehr begünstigt.


Also, das Haus ist jetzt fertig gestellt. Doch bevor es bezogen werden kann, muss es erst einmal gesegnet werden, damit auch im Übernatürlichem alles bestens vorbereitet ist. Nicht weniger als einen Teil unserer Zukunft soll hier verbracht werden und dies am besten in entspannt friedlicher Gemütlichkeit.

Innerlich erwartete ich also eine Fortsetzung der Segnung des Tempels (https://www.thailandteilt.net/post/tempel-einweihung), jedoch, dass diese Ereignis um vieles übertroffen werden würde, war mir nicht bewusst.


Haus Thailand

Mit dem Anblick der extra großen Variante der Gartenzeltgarnitur erschloss sich mir langsam das ganze Ausmaß der Feierlichkeiten. Immerhin werden über Hundert Gäste Platz nehmen müssen. Also wurde noch ein weiteres Zelt inklusive Stühle und Tische hergebracht, und so war vom Vorgarten am Ende nicht mehr so viel zu sehen.




Über hundert Gäste...Ich wusste noch nicht einmal, dass dieser Ort halb so viele Bewohner hatte - immerhin ist dieses Haus eines von lediglich zehn an der Straße. Doch dann wurde ich aufgeklärt, dass solch eine Zeremonie eine Familienangelegenheit ist und man zwar eine Einladungskarte abgibt, doch im Gegenzug zwischen 4 und 8 Gäste kommen. Die genaue Anzahl korreliert mit dem Alter der Kinder, und wie früh sich diese wiederum entschieden haben Eltern zu werden. Auch etwas, was man als Gastgeber auf der Party erfährt, wenn man in neue Baby-Gesichter blickt.


Bei so einer großen Anzahl an Gratulanten muss die Wahl der Essensversorgung und Bespeisung gut überlegt werden. Mind entschied sich am Ende für eine Art Buffet, an dem sich jeder bedienen darf.

Doch wer sorgte für diese Verpflegung?

Am Tag vor der Feier saß ein kompletter Familienzweig beisammen und hat geschnibbelt, geklopft, gehackt, geschält und geraspelt.




Immer wenn ich dachte, es sei vorbei, wurde eine neue Tüte unter dem Tisch hervorgezogen und ein weiteres, mir unbekanntes Grünzeug zum bearbeiten freigegeben.

Ich bot mehrmals meine Hilfe an, doch traute man mir nicht zu das Gemüse in der richtigen Größe zuschneiden zu können.

Da ich nicht locker ließ, schickte man mich zum Einkaufen. Ich dachte zuerst, es sei eine vorgeschobene Aufgabe, damit ich Ruhe gebe, doch anscheinend fehlte noch mehr Essen.



Gemüse Thailand

Die Frage, wann und vor allem wer dies alles essen soll, war absolut berechtigt und es war offensichtlich, dass die Planung auf Sicherheit setzte. Niemand möchte mit der Einweihungsparty als der Hausbesitzer im Dorf bekannt sein, der nicht genug Essen zubereitet hatte.


Die großen Vorräte hatten am Ende einen interessanten Nebeneffekt. Die Tage nach der Feier sind immer wieder Verwandte vorbeigekommen, zum Essen geblieben und sich gemeinsam Gesellschaft geleistet. Zum Abschied gab es dann eine Verpflegungstüte und man sagte: “bis Morgen”.

Zumindest so lange bis die Truhe leer war, dann blieben die Besuche aus.

Wehe dem, der hier einen Zusammenhang sieht.


Die Vorbereitung für das große Gelage und später Dorfversorgung zog sich bis in die Nachtstunden, so dass in dem Haus auch schon in dieser Nacht mehrere Familienmitglieder nächtigten.


Neben den Unmengen an Essen, wurde auch noch an der Dekoration gefeilt. Es schien auch, als hätte jeder seine Aufgabe gefunden und wisse, was zu machen ist. Die älteste Generation fand ihre Berufung in dem Bauen von kleinen Kunstwerken.


Und im Biertrinken dabei.


Ich dachte zu dem Zeitpunkt, dass der vorher gekaufte Alkohol für die morgige Party sei, doch ist dies wohl ein universelles Dankeschoen und bei so einer Party muss man den Helfern anscheinend oft und hochprozentig Danke sagen. Bei nicht wenigen war ich überrascht, sie am nächsten Morgen wieder zu sehen.



Wenn ich hier von Kunstwerken spreche, möchte ich damit nicht übertreiben. Bestimmt sind sie inzwischen geübt, war es nicht die erste Party als Helfer, doch mit wie viel Liebe zum kleinsten Detail die Kränze angefertigt und Gestecke zusammengefügt wurden, faszinierte mich schon.

Es fühlte sich ein bisschen so an, als würde ich alleine die Schönheit davon so ausgiebig bewundern, andere waren mehr darauf fokussiert, das nächste Dankeschön zu bekommen.




Dann kam der grosse Tag. Wir schliefen noch ein letztes Mal auswärts.

Am Morgen bat mich Mind meinen Anzug anzuziehen und dem bin ich gerne nachgekommen. Sie überraschte mich dann in ihrem wunderschönen Kleid und ich dachte mir:

“Oh, vielleicht hätte ich mir die Einladungskarte doch mal übersetzen lassen sollen, um zu wissen, auf was ich mich einlasse.”


Auf unserem Weg zum Haus mussten wir noch ein paar Kilo Nudeln und Fleischbällchen einsammeln (sicher ist sicher), und wir wurden von den Ortsbewohnern als äu­ßerst wunderschönes (vermeintliches) Ehepaar gelobt. Etwas ratlos fragte ich, wieso so viele Menschen so überrascht seien, und anscheinend sollte ich mir nicht zu viel einbilden.

Im Vergleich zu anderen Ausländern in dieser Gegend unterscheidet mich doch in erster Linie mein junges Alter und noch nicht vollständig ergrautes Haar.


Am Haus angekommen, wurden wir von den Gästen schon sehnsüchtig herbeigesehnt. Was mich jedoch genau erwartete, wusste ich nicht und wollte ich auch nicht wirklich wissen. Davon abgesehen, dass es auch Minds erste Einweihung war und sie nur den Rufen und Anweisungen ihrer Onkels, Tanten und Schwestern nachkommen konnte, gab es eh niemanden, der es mir hätte erklären können.


Wenn man Geschehnissen offen entgegentritt, Situationen zulässt und gutmütig versucht daran teilzuhaben, eröffnet es einem eine ganz wunderbar nette und freundliche Welt, in der Menschen mit anderen Menschen einfach ihre Freude teilen möchten.


Zu schön um wahr zu sein?

Segnung Mönch Thailand

Fortsetzung folgt...


Zuvor findest du hier einen kleinen Rückblick, wie die erste Einweihung aussah: https://www.thailandteilt.net/post/tempel-einweihung


Mit vorbereiteten Grüßen,

Renke


Pinn mich:


Party in Thailand


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