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AutorenbildRenke Schulz

Quarantäne in Bangkok


Moin moin,

dann bin ich nun zu Hause. Oder doch noch nicht wirklich.

So nah und doch so fern. Es sind nur noch 20 Kilometer bis in die eigenen vier Wände, und für diese Distanz brauche ich doch tatsächlich zwei Wochen, zwei ganze Wochen.

Denn ich befinde mich in staatlich angeordneter, aber selbstbezahlter Quarantäne in Bangkok.


Alle Einreisende in Thailand müssen diese Maßnahme in Kauf nehmen, um zu verhindern, dass das Virus von außen ins Land getragen wird. So blieb auch mir nichts anderes übrig, als mich während meiner Abreise mit meiner Quarantäne-Unterkunft auseinandersetzen zu müssen (https://www.thailandteilt.net/post/der-weg-nach-hause).

Da ich nur den allernötigsten Einsatz gegeben habe, um eine Unterkunft zu finden, habe ich mich eigentlich schon auf alles eingestellt.

15 m², ohne Balkon und mit Blick auf eine andere graue Hauswand.

Bezahlen musste ich für die zwei Wochen ungefähr 860 Euro, was im untersten Teil der Preiskategorie zu finden ist.

Vom Flughafen wurde man direkt zu den Shuttlebussen geleitet, die einen dann direkt zu den Unterkünften fuhren. Ursprünglich dachte ich, mein Hotel würde direkt am Flughafen liegen, und so wunderte es mich dann schon, als der Bus auf die Autobahn abbog und wir uns immer weiter vom Flughafen entfernten.

Und zwar nicht in Richtung Bangkok.

Man hätte jetzt stutzig werden können oder man denkt sich, passt schon, da man eh nicht weiß, was für ein Hotel man gebucht hat.

Im Randbezirk Bangkoks angekommen, dachte ich mir:

Es ist ja sogar ganz nett hier.

Keine hohen Wolkenkratzer, kein Lärm auf den Straßen, ein bisschen grün drumherum.

Ist ja fast wie Urlaub.

Und dann das Zimmer:


Wie gesagt, hatte ich ja mit allem gerechnet, aber über 20 m²?

Ein Sofa?

Ein großer Kühlschrank?

Ein Doppelbett?

Ein Schreibtisch?

Ein Schreibtisch mit Fenster?

Ein Schreibtisch mit Fenster und freiem Blick?

Ein Schreibtisch mit Fenster und freiem Blick auf einen Fluss?



Ich denke mal, das fällt unter Glücksgriff.

Ob es sich hier zwei Wochen aushalten lässt?

Nun, eine Alternative gibt es ja nicht.

Also kann man es sich auch gemütlich machen und sich erstmal ausbreiten.

Ein bisschen Verpflegung stellte das Hotel auch bereit.

Ein Paar Chips, ein Paar Kekse, ein Paar Nudeln zum Aufkochen und vier Paar Kaffeetütchen.


Hotelzimmer Quarantäne Bangkok

14 Tage sind lang, und da man nicht die Möglichkeit zu vielen Variationen hat, gingen mir doch gleich die Quoten durch den Kopf, wann diese Vorräte aufgebraucht sind.

Ein Tag?

Eine Woche?

Oder etwa nie?

Denn wenn man weiß, sich 14 Tage in Quarantäne begeben zu müssen, eröffnet dies ganz neue Möglichkeiten. Am Ende wird es das sein, was man selbst daraus macht. Diese Frage kann man sich auch schon im Vorfeld stellen, und damit auch gewisse Ideen oder Herausforderungen.

14 Tage keinen Kaffee.

14 Tage keine Süßigkeit.

14 Tage kein Fast Food.

Von den äußeren Bedingungen wurde es einem noch nie so leicht gemacht.

Also?

Meine Vorräte waren nach vier Tagen aufgebraucht.

Nun könnte man meinen, dass dieses Vorhaben nicht so gut geklappt hat, doch es sind ja noch zehn weitere Tage zu bewältigen, zwangsweise also ein Erfolg.


Man macht sich schon vorher Gedanken, was man denn in der Quarantäne so anstellen möchte, und wie man dies am Besten umsetzt, wenn man sich nicht im Bett verlieren möchte.

So weit ist eine Quarantäne von einem Home Office auch nicht entfernt.

Ja, man kann vor oder nach der Arbeit nicht rausgehen, doch die Hälfte des Tages ist schon gut gefüllt.

Daneben hilft dann eine Morgen- und Abendroutine.

Bei mir war dies eine Zusammenstellung aus Meditation, Sport, Journaling und Telefonieren, und dies auch gerne zum Start und Abschluss des Tages. So schwer wie es mir mit dem Verzicht gefallen ist, so erstaunlicherweise gut hat es mit den Routinen funktioniert, vielleicht auch, weil die Zeit einfach da ist.

Diesmal ein Danke an die äußeren Bedingungen.

Wenn einem die eigenen Routinen schwer gefallen sind, konnte man sich hier auch von außen Inspiration holen.

Drei Mal pro Tag wurde Essen serviert.

Morgens um 7 Uhr.

Mittags um 11 Uhr.

Abends um 17 Uhr.

Das Essen wurde vor der Tür platziert, mal pünktlich, mal weniger pünktlich.

Wann man sich selbst dazu entschloss, das Essen zu sich zu nehmen, war natürlich einem selbst überlassen. Sollte man jedoch um 8.30 Uhr morgens sein Frühstück noch nicht ins Zimmer zu sich genommen haben, gab es den Kontrollanruf der Krankenschwester. Sie fragte dann ganz lieb, ob denn alles in Ordnung sei und warum man denn nichts essen wolle.

Nachdem ich den Anruf ein paar Tage in Folge erhielt und die Erklärung meines persönlichen Essensplans nicht verstanden werden wollte, holte ich auch brav morgens mein Essens ins Zimmer und stellte es in den Kühlschrank.


In den ersten Tagen häuften sich bei mir die Gerichte in einem rasanten Tempo an.

Denn zu jeder Mahlzeit gab es zwei Gerichte.

Insgesamt also sechs Gerichte pro Tag.

Sechs Mal 250 Gramm Reis.

Sechs Mal Tofu.

Sechs Mal grünes Gemüse.

Sechs Mal!

Pro Tag!

Generell esse ich wenig, und dies wird durch eine Quarantäne, wo man sich nicht bewegt, nochmal verstärkt.

Doch es bleibt mir ein Rätsel, wer die Essenskalkulation durchgeführt hat.

Beim Einchecken konnte man angeben, ob es Gerichte oder etwas gibt, was man nicht verträgt oder mag, und ich erwähnte, dass ich gerne vegetarisches Essen hätte.

Meine Gerichte mit denen vor anderen Türen vergleichend, beschlich mich schon etwas das Gefühl, dass die Kalkulation so aussah:

Kein Fleisch = doppelte Menge Reis.

Dies kann natürlich sehr gut gemeint sein, verleitete mich jedoch dennoch zu einem Anruf und der Bitte, mir weniger Essen zu schicken. Es dauert dann ein paar Tage, bis dies umgesetzt wurde, doch erhielt ich am Ende anstatt zwei Gerichte, nur noch eines und eine Schale Obst.


Dies ist eine kleine Auswahl an Gerichten, wie sie mir serviert wurden. Ich habe mich auf die unterschiedlichen Variationen beschränkt. Alle übrigen Tage können mit Reis + Tofu + grünes Gemüse aufgefüllt werden.

So war jeder Tag mit eine bisschen mehr Farbe ein Highlight.

Zumindest für das Auge, denn geschmacklich änderte sich nicht so viel.

Nun aber Hand aufs Herz.

Ich wurde jeden Tag bekocht, mit doch einigermaßen unterschiedlichen Zutaten und davon wurde mir reichlich gebracht.

Das Essen in irgendeiner Weise als ungenügend darzustellen, würde diesem nicht gerecht werden.


Am Ende gab es sogar Momente, wo die Menge genau ausreichend war, so dass ich mich doch teilweise etwas hungrig fühlte. Zu dumm, dass die Süßigkeiten nur vier Tage hielten und es mit der Sportroutine so gut klappte.

Wobei dumm auch im Auge des Betrachtens liegt, so kann sich das Resultat doch sehen lassen.


Körper vorher nachher

Zeigen konnte man dies jedoch niemandem, denn das Verlassen des Zimmers wurde einem strikt untersagt. Außer zu zwei Covid-Tests durfte man in die verwaiste Eingangshalle, und sich von der Krankenschwester ein Stäbchen in die Nase und eines in den Mund stecken lassen.

Wenn man sieht, wie verlassen Gebäude aussehen, die eigentlich von anwesenden Menschen leben und alles hochgeklappt oder abgeklebt ist, kommt man sich wie in einem Horrorfilm vor. Auch sind alle Personen, mit denen man interagieren könnte, an jeder Körperstelle mit Plastik abgeklebt. Es scheint, als würden Panik und Vorsicht das Leben regieren und man mitten in einer Pandemie lebte. Und so sind hier die Regeln bei durchschnittlich 10 gemeldeten Infektionen pro Tag, wie ernst man es dann wohl an schlimmer betroffenen Orten nehmen mag.

Gut, also man ist in seinem Zimmer gefangen. Immerhin gibt es einen Balkon, wenn auch mit Stahlstreben.

Nichtsdestoweniger, war es ein Ort, den man gerade in den Morgen- und Abendstunden gut wertschätzen konnte, um etwas Sonne und frische Luft abzubekommen.


Irgendwie fühlte sich die Quarantäne dann nach einiger Zeit wie eine Mischung aus Gefängnis und Home Office an, und so kann ich mich zu den Glücklichen zählen, die dieses Schicksal nur temporär ertragen müssen. Mit jedem Aufstehen und Schlafengehen zählen sich die Tage so herunter, doch was macht man nun eigentlich die ganzen Tage?

Nun, damit wären wir wieder bei den Vorhaben, die man sich überlegen kann, bevor man so eine Zeit antritt. In meinem Fall ist ein visueller Zusammenschnitt aus 14 kleinen Tageszusammenfassungen entstanden. Dadurch kann man auch jeglicher Langeweile zuvorkommen und schon fast das Gefühl bekommen, dass man während der Quarantäne nicht genug Zeit hätte.



Abschließend ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass es schon die Momente gibt, wo einem die Decke auf den Kopf zu fallen scheint. Immer in dem gleichen Zimmer zu sein, nicht raus zu können oder mit niemandem analog reden zu können, lässt einem ab und zu schon schwer durchatmen.

Doch man konnte sich jederzeit einer ausreichenden Verpflegung sicher sein.

Neben dem Essen gab es nämlich auch immer pünktlich zum Mittag eine neue Rolle Toilettenpapier.

Da man diese kaum nutzt, wenn man nichts isst, könnt ihr euch jederzeit bei mir melden, falls es in Europa eng wird.

Ich habe da einen Vorrat.

Nun ist auch dieser Abschnitt abgeschlossen, und damit geht es wieder in den Alltag zurück. Wobei heutzutage weiß man ja nicht mehr, was das genau bedeutet. Wir werden sehen.


Zu allererst: Hallo Bangkok, ich bin zurück.


Bangkok Nacht Aussicht Rooftopbar

Bangkok Nacht Aussicht Rooftopbar


Mit zurückgekehrten Grüßen,

Renke


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Quarantäne in Thailand


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