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AutorenbildRenke Schulz

Tschüss alte Heimat


Moin moin.

Vor einiger Zeit packte ich meine Koffer, um meine Familie und Freunde in Deutschland zu besuchen und setzte mich in den Corona-Flieger (https://www.thailandteilt.net/post/corona-flieger). Nun sind circa zweieinhalb Monate vergangen, und ich befinde mich wieder auf dem Weg. Auf dem Weg zurück zur Freundin, in die eigene Wohnung, zu dem nahezu fertigen Eigenheim, dem Arbeitsplatz und dem eigentlich gewohnten Alltagsleben. Schon vor meinem Besuch nach Deutschland habe ich meine geplante Rückreise nach Thailand ganz intuitiv als "nach Hause gehen" bezeichnet. Nach zwei Monaten in dem Umfeld lebend, in dem ich zuvor aufgewachsen bin, studiert habe und viele Kontakte fürs Leben geknüpft habe, hat sich an dieser Aussage folgendes geändert: nichts.


Jetzt im Flugzeug sitzend, empfinde ich meine Rückreise immer noch als den Weg nach Hause. Nach zwei Jahren Thailand hat sich das so ergeben; und daher heisst es nun:

Tschüss, alte Heimat.

Ich möchte jedoch etwas hinzufügen und damit auch gleich das Fazit meines ungeplant langen Besuches vorwegnehmen. Zu wissen, dass man jederzeit an einen Ort zurückkommen kann, wo man von Freunden und Familie warmherzig empfangen wird, ist sowohl eine schöne Sicherheit als auch gleichermaßen ein unglaublicher Luxus.


Wenn die Tür zu jeder Uhrzeit offen steht, und man sich in den Armen liegend über ein Wiedersehen freut, merkt man, was einem wirklich wichtig ist.

 Die Zeit, die einem zur Verfügung steht, bewusst mit Freunden und Bekannten wertschätzen zu können und genau dafür dankbar zu sein, ist ein sehr erfüllendes Gefühl.


Zusätzlich sieht man sein altes Zuhause auch mit anderen Augen, was einem vorher vielleicht durch alltägliche Gewohnheit nicht mehr allzu bewusst erscheint.


So hatte ich das Vergnügen nahezu drei Jahreszeiten während meines Aufenthalts zu erleben. Am Anfang der verspätete Sommer mit seinen warmen Tagen bis zum gefühlten Wintereinbruch (nach thailändischem Empfinden). Und dazwischen: Herbst.


Schon lange habe ich nicht mehr so eine Vielfalt an bunter Natur sehen dürfen. In Thailand gibt es fast nur grün oder braun, und der Wechsel ist gefühlt innerhalb einiger Regenstunden vollbracht.



Angefangen mit saftigem grün über viele Orangetöne hinweg bis zum Abfallen des braunen Blattes. Es ist ein wunderbares Farbenspiel, das nicht überall jedem bewusst ist. Wie Mind so schön sagte, "Oh das ist aber schade, dass die Bäume sterben. Aber dabei sehen sie wunderschön aus." Unser Glück, dass sie jeden Frühling erneut zum Leben erwachen.



Ganz davon abgesehen, dass man mit Herbstmode gefühlt mehr gestalterische Möglichkeiten hat als das eine T-Shirt, das anfangs schon zu warm und nach ein paar Minuten schweißnass ist.

Apropos warm; als ich in einem Interview auf der Arbeit gefragt wurde, wie ich Thais mit einem Wort beschreiben würde, antwortete ich "warmherzig, was gerade in ihrer offenen Konversationsart zum Vorschein kommt". 

In Deutschland wurde mir bewusst, wie angenehm es ist ein Gespräch zu führen, bei dem keine Hintergedanken mitspielen und es sich nicht unmittelbar um Geld, Geschäft und angeblich tiefgehende Gefühle handelt. Sondern einfach reden um des Redens willen.


Zum Beispiel über die äußerst leckere europäische Küche. Ich habe kein bestimmtes Gericht  während meiner Zeit in Thailand vermisst, oder mich sehnsüchtig an Omas Esstisch geträumt, aber als ich dann hier war: Oh ja, Rotkohl ist doch etwas Leckeres. Oder sehr klassisch, egal ob gestampft, gebraten, geschmort, gebacken, überbacken oder einfach nur gekocht, Kartoffeln schmecken vorzüglich, zumindest wenn die Letzten fast zwei Jahre zurückliegen.



Auch Backwaren in jeglicher Ausführung, ob schwarz, Dinkel, Kürbis, mit Lauge, Körnern oder geblättert. Es ist angenehm, sie mal nicht überzuckert vorzufinden, damit man sich bei Mamas Marmelade oder auch Schokostreuseln nicht zu schlecht fühlt. 



Da ein gemeinsames Essen auch ein sehr schönes soziales Zusammenkommen ist, bringt mich dies zurück zum Fazit.

Es ist leider nicht möglich, die vielen einzelnen Situationen zu beschreiben, weil die Zeit jedes Mal verflogen ist, indem man den Moment an sich auf die kostbarste Weise ausgelebt hat. Ganz unabhängig ob beim spazieren, essen, wandern, spielen, trainieren und Film schauen. Jede dieser Momente kann durch Mitmenschen auf seine ganz eigene Art und Weise auf ein höheres Level gehoben werden.


Aber so ganz unter uns, spielen hat schon einen einen kleinen Vorsprung. In Thailand sind die beliebtesten Spiele auf Glück basierend, und je simpler und je mehr Geld man setzen kann, desto beliebter. Solange die Bank (der Staat) gewinnt, werden sie auch geduldet, ja sogar gefördert, denn bei jeder Sucht gibt es auch leider eine Gewinnerseite.


So vergehen auch 10 Wochen im Nachhinein schneller als gedacht, und die Erfahrungen in der alten Heimat verschwimmen aufgrund ihrer Fülle.

Jedoch möchte ich einen Tag noch herausstellen.


Viele konnten ihn dieses Jahr nicht wie geplant erleben, und so gehören wir zu den Glücklichen, den Tag einerseits durchgeführt haben zu können und ebenso, dass es im Nachhinein auch keine Komplikationen gab.



Liebes Ehepaar Hagemeier.


Ich möchte euch an dieser Stelle noch einmal zur Hochzeit gratulieren. Es war ein wunderschöner Tag, und ich bin mir sicher, dass diesem noch viele folgen werden.

Ich möchte mich gleichermaßen auch bei euch bedanken. Danke, dass ihr mir die Gelegenheit gegeben habt, wieder in der alten Heimat vorbeizuschauen. Nachdem ich vor zwei Jahren weggelaufen bin, hätte ich weder einen zeitnahen Besuch planen noch mir ausmalen können, dass er so schön heimatlich sein wird. Nun bin ich selbstverständlich eurem Ruf gefolgt, und damit habt ihr einen entscheidenden Anteil, dass ich 80 einzigartig erfüllende Tage erleben durfte, an denen ebenso Familie, Freunde und Arbeitskollegen mitgewirkt haben.




Jetzt wird es aber Zeit, der alten Heimat tschüss zu sagen. Ein bisschen mehr Wärme fehlt mir doch, und auch Reis habe ich schon lange nicht mehr gegessen. Gerade ist die Regenzeit vorbei und vieles strahlt in grün. Ebenso fehlen mir luftige T-Shirts, die erst ohne Ärmel nicht zu warm sind. Auch könnte ein Taxifahrer mir mal wieder etwas verkaufen wollen, und im Lotto müsste ich auch mal wieder gewinnen. So freue ich mich, meiner neuen Heimat wieder Hallo sagen zu können, und wann auch immer der nächste Besuch der alten Heimat wieder ansteht, die Vorfreude schlummert schon jetzt.


Wie der letzte Besuch startete, kannst du hier nachlesen:


Mit ganz leicht wehmütigen Grüßen,

Renke


Pinn mich:


Heimat Düsseldorf


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