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  • AutorenbildRenke Schulz

Thailand's Windräder

Moin moin,

Windräder.

Sie haben es meistens nicht leicht.

Als Ungetüme stören sie das Landschaftsbild.

Sie sind in der Anschaffung und Instandhaltung doch viel zu teuer.

Ihre Effizienz ist doch eher mittelmäßig.

Und sowieso ist ihre Abhängigkeit von natürlichen Kräften nicht zu leugnen.


Ein ziemlich schwerer Stand in der gesellschaftlichen Diskussion für diese Riesen.

Um dem entgegenzuwirken, könnte man sich fragen: "Was kann man machen, um die Attraktivität solcher Stahlkolosse zu steigern, wenn eine wissenschaftlich fundierte Logik der Notwendigkeit nicht angenommen wird?"

Die thailändische Antwort:

Man baut kleine Attraktionen zwischen die monströsen Stangen, und so wird aus einer öden Windmühlen-Anlage, ein Energie-erzeugender Vergnügungspark.

Auch wir ließen uns von der Stahlkraft der Turbinen anlocken auf unserer mehrtägigen Reise durch die thailändischen Alpen, mit dem Phu Thap Boek als Zielberg.



Angefangen hatte es mit dem Wunsch, in die Berge zu fahren. Man wollte mal wieder ein bisschen Kälte spüren. Und wenn man hier von Kälte redet, dann sind es ungefähr 15 °C. Dachte ich zumindest. In der Nacht wurde es dann doch so kühl, dass ich mir die Mütze von Mind leihen wollte, und da mir ein gewisser Style zugesprochen wurde, habe ich sie gleich behalten:


Farang Thailand

Die Fahrt mit jedem gewonnenen Höhenmeter war schon ein Erlebnis für sich. Die Serpentinen hoch zu fahren und immer mehr Grün unter sich zu entdecken, ist ein wunderschöner Anblick, wenn man nicht mitten in der Nacht angekommen wäre.

Doch die frische Luft entschädigte für die mehrstündige Fahrt.

Die Berge sind bekannt für die Möglichkeit, im Morgengrauen auf eine Wolkendecke herunterschauen zu können, und dafür wurden viele Zeltplätze eingerichtet, die angeblich rund um die Uhr geöffnet sind. So haben wir den höchsten Berg als Ziel auserkoren, um den besten Ausblick zu erhaschen.

Unser erster Ausblick endete dann vor verschlossenen Türen, und wir steuerten einen alternativen Zeltplatz an, gefühlt der Einzige, der um 2 Uhr nachts sein Tor noch offen hatte.

Und dieser zahlte sich am nächsten Morgen komplett aus.


Nun eröffneten sich auch die weiten Täler in ihrer Vielfalt, ob Dörfer, Landwirtschaft oder Wälder.

Für mich persönlich stehen diese Aussichten in keiner Weise den klassischen Bildern der paradiesischen Strände Thailands nach, und sind mehr als nur einen kleinen Ausflug wert.


Dies haben wir uns auch gedacht, und deswegen beschlossen wir, unseren Bergausflug noch zu verlängern und unseren Schlafplatz an die Gipfelspitze zu verlegen.

Auch sollte es dort ja die Wolkendecke zu begutachten geben.

Zum Glück kommen die Zeltplätze eher einem Hotelwechsel gleich, denn es gibt in vielen Fällen schon vorbereitete Unterkünfte. Nun könnte man meinen, dass dadurch vielleicht ein bisschen am Erlebnis verloren geht: Keine Zeltstangen zusammenstecken, keine Planen auslegen, kein gemeinschaftlicher Akt, kein Gefühl im eigenen Zelt zu sein.

Jedoch: Kein zu harter Boden für die Heringe, kein Schlafsack in die Tüte einrollen, keine Schnüre mitten im Weg, keine muffigen Zeltteile, keine Unsicherheit, ob man eventuell auf nassem Boden oder ohne Dach aufwacht, kein versehentliches Verwechseln von Innen- und Außenplane.

Und sowieso hatte man dann mehr Zeit für einen solchen Ausblick:



Es wird einem sehr deutlich, dass Thailand mehr zu bieten hat, als Sandstrände und Palmen und Strandbars.

Zu sagen, dies sei ein Geheimtipp, wäre jedoch vermessen, erinnern einen die unzähligen Touristenbusse daran, dass dies auch ein sehr gut besuchter Ort ist. Jedoch eher von lokaler Bevölkerung aufgesucht. Zum einen ist man als Farang die absolute Ausnahme, und auf der anderen Seite scheint es so, als gäbe es eine eingeschworene Zeltgemeinschaft - wenn man sich die Professionalität einiger Besucher anschaut.

Da ist ein 4-Mann-Zelt schneller aufgebaut als ich meinen Schlafsack ausrollen kann, und die Pickups sind so optimiert gepackt, dass meine Variante eher nach einer Fahrt zum Sperrmüll aussieht.

Nun jeder Anfang bietet Raum zum Lernen.

Anfang? Ja genau, denn mein letzter Besuch der Höhen in Thailand wird es auf keinen Fall gewesen sein.

Ach ja, auch wegen der viel bewunderten und empfohlenen Wolkendecke nicht.

Morgens von der Dämmerung geweckt werden,

Aufgestanden, um den kalten Wind auf der Haut spüren,

Mit tiefen Zügen die erfrischende Luft einatmen,

Greift man zur Kamera und macht sich auf den Weg zum Abgrund, um dann zu sehen:


Keine Wolken da.

Nun ja, falscher Monat.

Im Januar ist eben noch keine Regenzeit. Falls ihr dennoch wissen wollt, wie es hätte aussehen können, hilft eine Google Bildersuche, oder ihr wartet mit Vorfreude auf den nächsten Bericht.

Hat dies dem Ausflug in irgendeiner Weise etwas abgetan? Mit Nichten. Ob Wolken oder keine Wolken. Der Ausblick war atemberaubend, egal ob in den Morgenstunden oder gegen Abend.

Am Tag der Abreise war dann noch die Überlegung, ob man noch eine Attraktion in der Nähe ansteuern möchte. Eine kurze Suche hat zuerst nichts Offensichtliches zu erkennen gegeben, und dann habe ich einen Windmühlen-Park mit einer Online-Bewertung von 4,5 von 5 möglichen Sternen entdeckt.

Einen Windmühlen-Park.

Also ein Areal, wo Windmühlen stehen.

Also große Stahlrohre gen Himmel, an denen noch mehr Stahl befestigt ist.

4,5 von 5.

Bei über 5.000 Bewertungen.

Da stimmt doch etwas nicht,

also Markierung gesetzt und losgefahren.


Anstatt einer Beschilderung mit Windrädern und Blumen zu folgen, habe ich mich dazu entschlossen, der Navigation von Google zu vertrauen.


Ein Fehler.

Zwar zeigt Google Straßen und Wege als befahrbar an, jedoch fehlt es eindeutig an der Angabe, mit welchem Gefährt man diese passieren kann. So ergab es sich, dass wir mit Mind's Pick up zum ersten Mal nicht die beste Wahl hatten und schlichtweg zwei Räder zu viel hatten.



Diese schönen Täler und Feldwege haben mir so sehr zugesagt, dass ich beschlossen habe, die exakt gleiche unpassierbare Stelle noch zwei weitere Male anzusteuern. Meine Unfähigkeit, mich von Google leiten zu lassen oder eine Karte zu lesen, lassen wir mal unerwähnt und stattdessen versuche ich euch wirklich von der Schönheit der Gegend zu überzeugen.



Man hätte nun auch einfach denken können „die Windräder stehen auf einem Berg, und den sieht man von überall, also fahr doch einfach in die Richtung deines Zieles“.

Richtig, habe ich dann auch gemacht.

Und so erreichten wir das Highlight unseres Ausfluges.

Und ja, der Windmühlen-Park war das Beste an dem ganzen Ausflug.

Was an Windmühlen so toll ist?

Nichts natürlich.

Doch was man aus so einer Anlage machen kann - schon viel mehr.

Meiner Meinung nach wird das Landschaftsbild nicht an Schönheit reduziert, sondern bringt eine gewisse Abwechslung und Kontrast mit hinein.


Windpark in Thailand

Zusätzlich ergibt sich eine Weite, in die man schauen kann, und die mit den Riesen im Hintergrund und ihren Schatten auf dem Boden, einem ein ganz anderes Gefühl für Distanz und Größe fühlen lässt.


Aussicht Thailand Landschaft Berge

Das war aber noch nicht alles.

Anstatt es bei den Windrädern in der Landschaft zu belassen, wurde drumherum eine ganze Reihe von Attraktionen aufgereiht, um die Lust eines Besuches dieser Kolosse noch weiter zu verschönern.

Da gibt es die vielen Blumenbeete, zwischen denen man entlang schlendern kann.

Die Holzwege und Brücken, welche nichts mit nichts verbinden.

Antike Kutschen, die einfach in der Gegend stehen.

Überdimensionale Schaukeln.

Den Kokosnusseis-Verkäufer.

Den Aussichtsturm.

Noch mehr Blumenbeete.

Eine Holzbank mit dem Tal im Hintergrund.

Also wer da kein schlüssiges Konzept erkennen kann, ja dem geht es genauso wie mir.

Ist dies in irgendeiner Weise zu kritisieren?

Auf keinen Fall, denn wie wir wissen, dreht sich in Thailand unter anderem alles um das Bilder machen und Fotografieren. Je mehr unterschiedliche Motive, desto besser wird der Zielort bewertet.

4,5 Sterne eben:



Phu Thap Boek Thailand Aussicht

Und falls ihr dachtet, das wäre schon alles, dann muss ich euch sehr gerne enttäuschen, und ich meine nicht die unzähligen Essensstände.

Auf einem hügeligen Berg darf natürlich nicht eine passende Rennstrecke fehlen:

Rennstrecke Thailand Phu Thap Boek

Leider erwies sich Mind's SUV ein weiteres Mal als ein nicht passendes Fahrzeug, jedoch hatten wir auch mit den vorhandenen Untersätzen enorm viel Spaß.

Phu Thap Boek Thailand Rennstrecke

So, das soll es dann aber gewesen sein.

Oder doch noch nicht?

Meinen persönlich schönsten Moment fand ich kurze Zeit später auf dem Feld nebenan.

Ich hatte es schon an dem ein oder anderen Hang an Hügeln gesehen, und doch sind wir bisher immer daran vorbeigefahren.

Dieses Mal aber nicht, dieses Mal ließen wir es uns nicht nehmen, einen Eimer zu greifen und damit ab ins Feld zu wandern.

Es war mal wieder Zeit, Erdbeeren zu pflücken.

Natürlich hat dies überhaupt gar nichts mit Windrädern zu tun, aber dieses jetzt voneinander zu trennen ist durch die räumliche Nähe auch wiederum unmöglich.



Durch die Beete zu schlendern und nach den großen roten Früchten zu suchen, ließ einen sowieso alles Riesige um einen herum vergessen. Man konzentrierte sich auf das Kleine am Boden.

Und mit jeder Handvoll Erdbeeren, die in dem kleinen Eimer verschwanden, kamen alte sehr schöne Erinnerungen hervor.

Denn wer hätte jemals gedacht, dass ich mit Anfang 30 in den thailändischen Alpen in den Genuss komme, innerlich bei meiner Großmutter zu sein und sich zu erinnern, wie sie mich vor 25 Jahren mit in den Garten genommen hat, um dort die eigenen Erdbeeren für den Nachtisch zu pflücken.

Für diese ewige Erinnerung werde ich dir unendlich dankbar sein.

Also liebe Oma, wenn dir dies vorgelesen wird:

Ich habe einen neuen Versuch gestartet. Ich habe wirklich mein Bestes gegeben, und versucht alles zu beherzigen, was du mich damals gelehrt hast. Mich an alles zu erinnern, was du mir beibringen wolltest.

Doch es klappt einfach nicht, mit dem Naschen bis später zu warten.

Das habe ich wohl von deinem Mann, aber immerhin habe ich es geschafft, die Hälfte des Ertrages aufzuheben. Auch ich werde langsam erwachsen, und das magst du wohl leiden.


So wurde aus dem kurzen Abstecher zu den Windmühlen ein mehrstündiger Ausflug, der eher einem Besuch eines Freizeitparks gleichkommt.

Man sieht, vieles ist nur eine Frage der Perspektive und was man aus solchen Gegebenheiten anzustellen vermag.

Sei es das Aufwerten vermeintlicher Störenfriede in der schönen Landschaft,

oder das Finden neuer Reiseziele, wenn das ursprünglich anvisierte nicht auftaucht,

Eine angemessene Selbstironie, wenn man an seinem eigenen Unvermögen scheitert oder

es schafft, sich mit Erinnerungen über Zeit und Raum hinwegzusetzen.

Die Kunst ist, den Moment anzunehmen und das Schöne darin zu finden.

Phu Thap Boek Windpark Windräder

Und manchmal sind es eben Windräder in den thailändischen Alpen.

Ein weiteres Reisziel kannst du hier erfahren: www.thailandteilt.net/post/railay-beach


Mit windigen Grüßen,

Renke


Pinn mich:







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