Moin moin,
wenn man einen gesehen hat, hat man alle gesehen.
Dies könnte man über die Tempel in Thailand sagen.
Wobei es auf den ersten Anschein zwei unterschiedliche Arten von Tempeln zu geben scheint:
golden und alt.
Vielleicht beschreibt es auch einfach den Werdegang eines Tempels und jeder alte war mal golden und jeder goldene, wird mal alt. Der eine wandelt sich schneller, der andere langsamer.
Ganz unabhängig von der Kultur ist es atemberaubend, was an vielen Orten auf der Welt von Menschenhand geschaffen worden ist. Umso erstaunlicher, als dass man es wortwörtlich nehmen muss, je weiter man in der Zeit zurückreist. So ist von dem ursprünglichen Bauwerk eventuell nur noch weniger erkennbar, und gleichzeitig ist es umso erstaunlicher, wie es mal ausgesehen haben muss.
Wenn man sich dann vorstellt, dass diese keine Einzelwerke, sondern Teile von mehreren Quadratkilometern großen Anlagen sind, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Nun sind solche Bauwerke auch nicht wahllos in der Landschaft platziert worden, sondern ihre Position wurde genau ausgemessen. Ob es die Himmelsrichtung der Statuenfüsse oder das einfallende Licht des Sonnenaufgangs sein soll.
Jeder einzelne Winkel scheint genau abgemessen zu sein und mit einer Akribie umgesetzt, dass man diese Architektur einfach bewundern muss.
Also die Architektur der Wohlhabenden, denn auch diese Schönheit hat ihren Preis, doch die Hütten der Arbeiter existieren nicht mehr, falls es jene überhaupt gab.
Wobei wohlhabend hier auch nicht ganz zutreffend ist.
Viele Anlagen sind für Mönche errichtet worden, für die nachweislich weltlicher Besitz nicht viel bedeutete. In ihrer Bescheidenheit ist alles auf einen geringeren Standard reduziert,
so wie zum Beispiel Gold.
Viel Gepäck tragen konnte man aber auch nicht, denn was bei einer Tempelbesichtigung für eine körperliche Leistung gefordert wird, kommt einem Leistungssport nahe.
Ich habe noch nie das deutschlandweit gültige DIN-Standardmaß bei Treppenstufen so wertgeschätzt wie nach dem Erklimmen des dritten Tempels innerhalb von zwei Stunden.
Diese Höhen täglich zu erklimmen, kommt einer Glaubensfrage sehr nahe. Und scheint diese vielen Menschen über Jahrhunderte zu immer neuen Höhen getragen zu haben.
Denn wenn man einmal oben angekommen ist - ja dann ist Stille.
Die Erschöpfung weicht plötzlich einer inneren Ruhe, der vermehrte Herzschlag wird zu einem angenehmen Hintergrundgeräusch; die vielen Touristen verschwimmen in der Höhe, die große Tempelanlage wirkt ebenso niedlich wie platziert im endlosen Ausblick.
Und so lässt man sich nieder und genießt.
Im Buddhismus sollen Körper und Geist eins werden und ihre Existenz im Hier und Jetzt wiederfinden. Diese Anlagen scheinen dafür wie geschaffen, doch dazu an anderer Stelle mehr.
Man kann jedoch sehr eindeutig erkennen, dass diese Orte eine innere Ruhe und Stille auf alle Anwesenden übertragen.
Meist indem am Ende jeder Tourist mehr mit seiner körperlichen Erschöpfung beschäftigt ist; und doch ist dies eine gute Grundlage, diese Bauwerke mit ihrer Ausstrahlung und Bedeutung auf sich einwirken zu lassen.
Manchmal ist der Ausblick auch ein ganz Gegensätzlicher.
Tempel gibt es viele, sehr viele. Auch in einer Stadt wie Bangkok.
So kann es passieren, dass der Tempel zwar geblieben ist, auf einen Einfluss jedweder Art auf das Stadtbild jedoch verzichtet wurde.
Links und rechts türmen sich die Wolkenkratzer und dazwischen nahezu unscheinbar der Ort der Ruhe. Und umso erstaunlicher ist es, dass diese Ruhe dort auch gefunden werden kann.
Diese Tempel scheinen ihren Alterungsprozess auch hinauszuzögern oder angehalten zu haben, was wiederum bedeutet, dass es ordentlich bling bling an der Fassade gibt.
Dabei gibt es alle möglichen Ausprägungen, wie sehr der Tempel im Inneren ausgeschmückt ist, wie viele goldene Statuen nebeneinander platziert werden konnten, oder wer sich in seiner Größe am ehesten behaupten konnte. Wer weiß, ob es sich hier auch teilweise um einen Wettstreit im Überbieten handelte. Die Ergebnisse jedenfalls sind Werke von enormen Ausmaßen und alles andere als geprägt von Bescheidenheit.
Und...
Größe spielt eben doch eine Rolle.
Auch hier versuchen einige Bauten der älteren Generation mit dem Glanz der Jüngeren mitzuhalten, mit den Möglichkeiten, die man so zur Verfügung hat.
So nun kennen wir die zwei unterschiedlichen Arten von Tempeln, und da man sagt “hat man einen gesehen, hat man alle gesehen”, muss man auch nicht die touristischen Tempel als Ziel ausrufen, sondern kann sich mit den Unbekannteren ein ebenso gleiches, wenn nicht sogar sehr authentisches Bild machen.
Da bleibt noch die Frage offen, warum lasse ich eigentlich Fische zurück ins Wasser?
Und wer ist eigentlich "er"?
Anscheinend gibt es doch mehr als zwei Arten von Tempeln, doch dazu beim nächsten Mal mehr.
Vorher möchte ich dir ein neuartiges kulturelles Konstrukt vorstellen:
Mit goldenen Grüßen,
Renke
Pinn mich:
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